Angebote, die die Menschen direkt abholen

Die Wurzeln der Diakonie Hasenbergl liegen im Münchner Norden, im Quartier Hasenbergl. Der Stadtteil selbst ist kaum älter als das Sozialunternehmen: 1960 wurde der Grundstein für die Großwohnsiedlung gelegt, 1964 rief Pfarrer Otto Steiner den „Sozialen Beratungsdienst der Evangeliumskirchengemeinde München-Hasenbergl e.V.“ ins Leben. Der Beratungsdienst wuchs schnell, zu den sozialen Problemen vor Ort, die unter anderem mit der anfangs nicht ausreichenden sozialen Infrastruktur zusammenhingen, kamen weitere Belastungen und Bedarfe der Anwohnenden hinzu. Aus dem ehrenamtlichen Engagement wurde schnell ein Verein, im Jahr 2000 erfolgte die Namensänderung in Diakonie Hasenbergl e.V.

„Das Hasenbergl ist ja ein Münchner Viertel im Norden, was lange Zeit als sozialer Brennpunkt oder als Glasscherben-Viertel verrufen war. Der Diakonie Hasenbergl ist es gelungen, durch soziale Arbeit und Sozialpolitik, dieses Viertel zu entwickeln und zu einem attraktiven Wohnviertel zu machen“, erklärt Luis Teuber, Bereichsleitung Kinder, Jugend und Familie. „Natürlich gibt es noch soziale Probleme. Durch das Wirken der Diakonie Hasenbergl und der Münchner Sozialpolitik hat sich die Lebensqualität aber in den vergangenen Jahren sehr positiv entwickelt“. Das bestätigt auch Christian Müller, lange Stadtrat der SPD/Volt-Fraktion und heute Geschäftsführer der München Wohnen: „Über all die Jahre hat die Diakonie Hasenbergl geschafft, hier im Stadtbezirk Hasenbergl eine eigene Identität der Bewohner*innen aufzugreifen, immer wieder Angebote zu machen, die die Menschen direkt abholen, die sie unterstützen und sich in ihrer Lebenswelt verorten, die ganz tief mit den Befindlichkeiten und Gefühlslagen der Menschen zu tun haben. Die Diakonie Hasenbergl hat hier ein Netzwerk geschaffen, das die Menschen trägt und ihnen auch in schwierigen Lebenssituationen hilft.“

Als sozialpolitische Akteurin vor Ort, aber auch in München und Umgebung ist die Diakonie Hasenbergl heute nicht mehr wegzudenken. „Die Diakonie Hasenbergl ist sicherlich nicht einer der größten Träger, den ich kenne. Aber sie ist einer der vielfältigsten, der innovativsten, der kreativsten Träger, die ich kenne“, erklärt Evi Grundner. Die heutige Aufsichtsratsvorsitzende war lange Jahre Vorständin des Sozialunternehmens, arbeitete selbst dort vierzig Jahre.

zusammen.tun für eine wirksame Sozialarbeit

„Wir möchten gerne, dass unsere Angebote für die Menschen sind, dass sie ihnen einen Nutzen bringen, dass sie wirklich vorankommen, dass sie Lösungen finden, Herausforderungen meistern“ meint Kathrin Detterbeck. Die Sozialpädagogin arbeitet schon seit einigen Jahren in verschiedenen Einrichtungen der Diakonie Hasenbergl und weiß: „Unsere Arbeit wirkt durch unser zusammen.tun“. Tatsächlich steht das Unternehmensmotto „zusammen.tun“ für die partizipative Zusammenarbeit innerhalb des Trägers, aber auch in der Kooperation mit Zuschussgebenden und Unterstützer*innen aus Politik und Verwaltung.

„Zusammentun heißt, gemeinsam mit den Menschen im Viertel im Münchner Norden, gemeinsam mit den Kolleg*innen, mit bürgerschaftlich aktiven und politischen Vertreter*innen, gemeinsam mit allen im Viertel“, stimmt Friedericke Goschenhofer, Sprecherin von REGSAM, zu. Gereon Kugler, Vorstand der Diakonie Hasenbergl, ergänzt: „Wir sind überzeugt von dem Potential, das sich ergibt, wenn wir das Wissen, die Bedürfnisse und die Kompetenzen Vieler einbeziehen und mit unseren Kooperationspartner*innen, Freund*innen und Unterstützer*innen teilen.“ Aus lang andauernden Kooperationen sind wichtige Einrichtungen und Projekte entstanden. „Wir wissen, was die Menschen vor Ort bewegt und kennen ihre Bedarfe. Durch unsere sozialraum- und lebensweltorientierte Arbeit können wir von uns entwickelte Lösungsansätze umsetzen. Mit innovativen Projekten bewegen wir eine Veränderung sozialer Belastungen und Schieflagen. Wir hören zu und geben gleichzeitig vielen Menschen, die aus verschiedenen Gründen oft nicht gehört werden, gemeinsam eine Stimme“, fasst Kugler zusammen. Denn tatsächlich ist ein Merkmal der Diakonie Hasenbergl, dass sie die Menschen nach dem Prinzip der Gemeinwesenarbeit unmittelbar und auf Augenhöhe anspricht und in den Mittelpunkt stellt. „Ganz wichtig ist uns bei unserer Arbeit, die Menschen hier vor Ort zu beteiligen, also nicht nur etwas anzubieten, sondern vor allem das anzubieten, was die Menschen auch brauchen. Dafür führen wir zum Beispiel Bürgerräte durch, in denen wir mit den Menschen analysieren: Wo hakt oder wo fehlt etwas? Wo brauchen wir Unterstützung, was könnte verbessert werden? Und dann entwickeln wir gemeinsam mit den Menschen Projektideen. Wir versuchen die Menschen zu aktivieren, mit uns zusammen das Quartier zu gestalten und nicht für die Menschen zu arbeiten“, erklärt Carla Singer, Bereichsleitung Senioren und Stadtteilarbeit.

Am 30. Juni 2024 wird das 60-jährige Jubiläum der Diakonie Hasenbergl mit einem großen Sommer- und Stadtteilfest am Stanigplatz gefeiert. Der Wunsch nach einem solchen Fest wurde übrigens von den Anwohnenden im Quartier formuliert: Gleich zweimal hatten Mitarbeitende der Diakonie Hasenbergl in 2023 die Anwohnenden im Rahmen eines Bürger*innenrats zum Mitdenken eingeladen. „Wir haben gefragt, was es braucht, um gemeinsam gut im Hasenbergl zu leben, und was wir für mehr Miteinander, für Begegnung und gelebte Nächstenliebe, für eine nachbarschaftliche Gesellschaft brauchen. Viele Projektideen und Initiativen sind dabei entstanden, von denen einige weiterentwickelt wurden, andere schon in der Umsetzung sind“, erzählt Gereon Kugler.

Zum Programm:
10.00 Uhr Gottesdienst in der Evangeliumskirche am Stanigplatz 11
11.00 – 12.00 Uhr: Grußworte und Festakt
12.30 Uhr Stadtteilfest

Zur musikalischen Begleitung spielt das ABM-Orchester der Stiftung Attl, das unter den zehn inklusivsten Bands Deutschlands ausgezeichnet wurde. Außerdem gibt es ein buntes Programm für Kinder und Erwachsene und verschiedene interkulturelle Tanzvorführungen.

Für mehr Miteinander: Anwohnende im Hasenbergl gestalten zusammen Projekte und Ideen zur Verbesserung der Lebensqualität im Quartier.